Abgesehen von der Wahl des Mikrofonmodells sind diese Faktoren entscheidend für die resultierende Tonqualität:
Raum
Der Raum muss akustisch bedämpft sein. Oft reichen günstige Akustikmodule und Bassfallen, um den unprofessionellen Höreindruck eines Privatzimmers zu vermeiden. Auch Teppiche, Bücherregale und sonstige Möbel dämpfen die Schallenergie im Raum und zerstreuen Reflektionen. Am häufigsten wird die Decke vergessen. Decken sind so gut wie immer plane Flächen, die Schall störend reflektieren.
Größere Räume sind einfacher zu mikrofonieren, denn hier treffen die Reflektionen später ein und sind relativ zum Sprecher leiser. Dadurch wird das Signal-zu-Diffus-Verhältnis größer.
Aufstellung des Mikrofons
Abstand ist alles! Je näher man am Sprecher ist, desto lauter ist das Direktsignal, und damit desto leiser das Störsignal (=Raum). Es reicht nicht, das Mikrofon am Standort der Kamera zu platzieren, das ist meist zu weit weg. Das Mikrofon muss deshalb - von der Kamera abgesetzt - auf dem Tisch direkt vor dem Sprecher oder - wie beim Filmton - über dem Kameraausschnitt oben montiert werden.
Richtcharakteristik
Hochqualitative, gerichtete Mikrofone sind wesentlich besser in der Lage, das Direktsignal zu verstärken und den Raum auszublenden als eingebaute Mikrofone in Kamera/Handy/Laptop.
Hochgerichtete Mikrofone sind vom Typ “Superniere” oder “Richtrohr”. Diese werden vor allem dann eingesetzt, wenn der Sprecher sich nicht viel bewegt und im Fokus des Mikrofons bleibt.
Es ist für den Klang des Mikrofons entscheidend, dass es von der Seite genauso transparent ist wie von vorne. Dies ist bei hochwertigen Mikrofonen wie der MK 41 oder der MK 4 der Fall.
Rauschen und Verzerrungen
Billige Miniaturmikrofone sind schlechter als hochwertige Kondensatormikrofone im Signal/Rausch-Abstand, da sie baubedingt ein wesentlich kleineres Nutzsignal aufnehmen. Bei gerichteten Miniaturmikrofonen (Niere) ist der Signal/Rausch-Abstand meist noch schlechter. Außerdem klingen sie oft spitz, zischend und im Allgemeinen sehr anstrengend.
Interface
Günstige USB-Audiointerfaces um die 200€ erzielen schon sehr gute Ergebnisse. Das Interface muss für den Betrieb eines SCHOEPS-Mikrofons Phantomspeisung P48 bereit stellen.
Eingebaute oder am Mikrofoneingang eines Telefons/Laptops angeschlossene Mikrofone verwenden zudem meist eine automatische Gain-Funktion und andere aktive Algorithmen. Diese sind immer hörbar und sind im professionellen Bereich verpönt. Im Allgemeinen sollten die Aufnahmepegel manuell eingestellt werden, am besten mit einem Limiter zum Schutz vor kurzzeitigen Überlastungen.
Nachbearbeitung
Ein wesentlicher Faktor, um eine Mikrofonaufnahme professionell wirken zu lassen, ist die Hinzunahme eines Kompressors. Die Dynamik einer rohen Sprachaufnahme entspricht nicht dem, was wir aus dem Rundfunk oder Kino gewohnt sind. Leichte Kompression hilft außerdem dabei, die Verständlichkeit der Sprache bei der Wiedergabe in lärmbelasteten Umgebungen zu erhöhen. Vermieden werden sollte dabei allerdings eine extreme Verwendung von Kompressoren und Maximizern, z. B. um die Lautheit der Sprache stark zu erhöhen. Diese könnte den Klang unnatürlich wirken lassen und dieses häufig als “Pumpen” bezeichnete Phänomen lässt die Aufnahme wieder unprofessionell wirken. Bei Streamingportalen wie YouTube wird seit einiger Zeit die Lautheit aller Aufnahmen aneinander angepasst. Somit ist exzessive Kompression je nach Anwendung häufig gar nicht mehr zielführend.
Wenn ein hochqualitatives Mikrofon verwendet wurde und dieses gut platziert war, ist eine Nachbearbeitung der Sprache mittels eines Equalizers nicht unbedingt nötig. Manchmal erfordern aber ungünstige Akustikbedingungen oder unzureichende Aufstellungsmöglichkeiten des Mikrofons gewisse Anpassungen mit einem EQ. Dabei sollten vor allem störend hervorstechende Frequenzanteile herabgesenkt oder der Klangcharakter der Sprache breitbandig angepasst werden.
Zum Beispiel kann eine Bearbeitung der Tiefen notwendig sein, um den Nahbesprechungseffekt auszugleichen, falls hierfür nicht bereits eine entsprechende Kapsel zum Einsatz kam. Ein weiterer sinnvoller Einsatzbereich eines EQs ist ein steiles Low-Cut Filter, um Körperschall (direkt übertragene Erschütterungen durch den Tisch oder das Stativ) oder Umgebungsgeräusche im Bassbereich zu vermeiden. Manche Mikrofone, z.B. die CMIT Serie haben dieses Filter bereits eingebaut oder lassen sich modular konfigurieren (Colette CUT 60).