MS-Technik

kompakt, flexibel, beliebt

Die MS-Technik ist eine der beliebtesten Stereo-Mikrofontechniken, vor allem für mobile Aufnahmesituationen.

Ihre Vorteile sind:

  • geringer Platzbedarf
  • Die Einstellung der stereofonen Breite muss nicht "on location" festgelegt werden, sondern ist während der Mischung möglich.
  • Mikrofon nach vorne kann auch für den Center-Lautsprecher verwendet werden

Nachteil der MS-Technik: keine Laufzeiten, daher klingt der Raum weniger offen.

Eine Mikrofonanordnung in MS-Technik ist besonders leicht zu realisieren, da die beiden Mikrofongehäuse parallel zueinander gerichtet sind.

Dazu kann z.B. eine Doppelklammer wie die SGMSC (HSGMSC) oder die AMS 22 oder auch die Stereoschiene UMS 20 verwendet werden. Sogar eine Grenzfläche kann mit dem Adapter MS-BLM zu einem MS-Paar erweitert werden. 

Für mobile und Außenaufnahmen sind elastische Aufhängung und Windkorb nötig.

Es gibt dafür zahlreiche Angebote an Windschutzen mit Aufhängungen für MS, wie z.B. die Körbe Piano und Pianissimo sowie Zephyx von CINELA sowie die Modular Series und den Stereo Cyclone von Rycote. Diese werden im obigen Video vorgestellt.

Berechnung der MS-Signale:

Es werden 2 Mikrofone verwendet: das Mikrofon für den Mittenkanal M ist nach vorne gerichtet, während das Mikrofon Fig-8 für den Seitenkanal S mit der positiven Keule nach -90° gerichtet ist. 

Nach der allgemeinen Mikrofongleichung lassen sich die beiden Mikrofone wie folgt beschreiben:

M = (1-a) + a * cos (β);    
S = cos (β+90°);  mit a = Kugelanteil; β = Einfallswinkel;

Der Pegel bei β=0° ist 1;

Die Dekodierung der beiden Signale erfolgt durch Summe und Differenz, wobei der Anteil der Fig-8 beliebig eingestellt werden kann. Der Faktor k (Pegel des S-Signals) bestimmt die resultierende Stereobreite.

L = M + k * S;
R = M - k * S; mit k = Pegel von S;

Nach Einsetzen der obigen Mikrofongleichungen in diese Dekodierungsvorschriften ergeben sich nach einigen Umformungsoperationen:

L = (1-m) + m * cos (β+ϑ); 
R = (1-m) + m * cos (β-ϑ); mit m = Kugelanteil; β = Einfallswinkel; 

Die resultierenden Signale L und R entsprechen also koinzidenten Mikrofonen erster Ordnung, die in einem Winkel ±ϑ zueinander angeordnet sind, also in einem Versatzwinkel von 2ϑ.

  • Der Winkel ϑ ergibt sich aus ϑ=atan(k/a) --> je mehr S gemischt wird, desto größer ist der Öffnungswinkel. 
  • Der Pegel p auf der Hauptachse des virtuellen Mikrofons ergibt sich aus p = (1-a)+√(k²+a²); --> je mehr S gemischt wird, desto größer ist der Pegel.
  • Der Druckgradientenanteil m des entstehenden virtuellen Mikrofons ergibt sich aus m = √(k²+a²)/p --> je mehr Acht gemischt wird, desto größer ist auch der Druckgradientenanteil. 

Die folgende Grafik veranschaulicht die Signale M und S (schwarz und grün), die jeweils zu L und R (blau und rot) werden, bei unterschiedlichen k (Pegel von S):

Aufnahme von Dmitry Natalevich mit einem MS-Paar aus CCM 41 / CCM 8. Die Aufnahme ist mit 3-fach verlangsamter Geschwindigkeit wiedergegeben.