Die Grundlagen von immersiven Aufnahmen
Im Zentrum der Diskussion steht die Herausforderung, natürlichen Klang dreidimensional einzufangen. Hyunkook entwickelt am Applied Psychoacoustics Lab der Universität Huddersfield Mikrofontechniken, die genau das ermöglichen. Eine zentrale Fragestellung ist dabei: Wie sollten die Mikrofone für die Höhenkanäle in einem immersiven Setting positioniert werden?
„Klassische Methoden setzen auf Abstände zwischen allen Mikrofonen“, so Hyunkook. „Aber ich hatte diese Idee: Unsere Ohren haben einen horizontalen Abstand, aber alles, was von oben kommt, wird von einem Punkt aus wahrgenommen. Brauchen wir also wirklich einen (vertikalen) Abstand?“
Drei immersive Mikrofonierungskonzepte
Hyunkook unterscheidet drei grundlegende Anordnungen:
- Horizontal und vertikal mit Abstand – klassisch, mit Distanz zwischen allen Mikrofonen
- Horizontal mit Abstand, vertikal koinzident - die horizontalen Abstände werden beibehalten, aber in der vertikalen Dimension sind die Mikrofonpaare koinzident
- Horizontal und vertikal koinzident – Vollständig koinzidente Ansätze wie Ambisonics, die zwar einige Vorteile haben, aber von der Positionierung im Sweet Spot beim Abhören abhängen
Das Kernkonzept in Hyunkooks bevorzugter Technik ist eine Anordnung mit horizontalen Abständen und vertikal koinzident positionierten Mikrofonen. Dieses Prinzip garantiert eine realistische Raumabbildung – mit einfacher Abwärtskompatibilität zu 5.1 oder Stereo.
Die Wissenschaft hinter der Technik
Hyunkooks Technik „PCMA-3D“ (Perspective Coincident Microphone Array) entstand 2013 aus Experimenten mit Mikrofonabständen. Die Erkenntnis: Vertikale Distanzen von 0 bis 1,5 Metern hatten kaum Einfluss auf die Raumabbildung. Das eröffnete neue Möglichkeiten für kompakte, aber leistungsfähige Arrays.
Die Technik wurde ursprünglich als 5.1-Array konzipiert, bei dem ein Mikrofon [Sub-Array] nach vorne und die übrigen nach hinten ausgerichtet sind. So können Toningenieure die Signale flexibel mischen und dabei virtuelle Zoom-In- und Zoom-Out-Effekte erzeugen: Mehr Raumklang bei rückwärtiger Ausrichtung, mehr Direktschall bei frontaler Ausrichtung. Eine vergleichbare Herangehensweise findet sich auch in der von Theile und Wittek entwickelten "OCT-3D"-Technik.
Nach seinen Experimenten im Jahr 2013 erkannte Hyunkook, dass er die Mikrofone stärker nach oben ausrichten konnte, um Hauptklang und Höheneindruck an einem einzigen Punkt aufzunehmen – ganz so, wie unsere Ohren hören.
PCMA-3D: Varianten und Konfigurationen
PCMA-3D ist eine flexible Mikroftontechnik, bei der horizontal Abstände zwischen richtenden Mikrofonen und vertikal koinzidente Arrays verwendet werden (das ORTF-3D-Verfahren folgt demselben Prinzip).
PCMA-3D basiert auf:
- LCR-Mikrofone (Links-Center-Rechts) typischerweise im Abstand von einem Meter.
- Mikrofone (L, R) in einem Winkel von etwa 45 Grad
- Mittenmikrofon (C) etwa 25 cm vom Basispunkt nach vorne versetzt
- Hintere Mikrofone etwa einen Meter vom Basispunkt entfernt
- Seitenkanäle 7.1.4 mit seitlich gerichteten Supernieren
Bei der PCMA-3D Version 1 verwenden die Höhenkanäle eine koinzidente Technik mit Supernieren-Mikrofonen (typischerweise Schoeps CCM 41 oder MK 41), die direkt zur Decke zeigen und koinzident mit den Mikrofonen in der Horizontalen angeordnet sind. Der Vorteil daran ist, dass es sich super einfach auf 5.1 oder Stereo heruntermischen lässt. „Das Signal erfährt keine klangliche Verfärbung, außer dem hinzugefügten Nachhall", sagt Hyunkook.