In der Praxis
Typische Werte moderner Kondensatormikrofone für den Grenzschalldruckpegel bei 0.5 % THD liegen im Bereich von 130 dB (z.B. SCHOEPS MK 4 + CMC 6: 131 dB). Dies sind Schalldruckpegel, die in etwa der Schmerzgrenze am Ohr eines Menschen entsprechen, also sehr laute Schallereignisse, welche bei Instrumenten nur selten auftreten. Eine sehr nah mikrofonierte Snare Drum erzeugt beispielsweise Schallpegel in diesem Bereich, eine menschliche Stimme in sehr naher Entfernung nur in Ausnahmefällen. Das Gesangsmikrofon V4 von SCHOEPS kann mit einem noch höheren Grenzschalldruckpegel von 144 dB bei 0.5 % THD sogar einen Gewehrschuss aus einem Abstand von weniger als einem Meter verzerrungsfrei aufnehmen.
Bei Mikrofonen mit geringerer Aussteuerbarkeit empfiehlt es sich, mit einem Dämpfungsglied (z.B. PAD 10 C) den Pegel vor der Kapselelektronik zu verringern. Da ein Dämpfungsglied die Empfindlichkeit des Mikrofons verringert und damit das Rauschen erhöht, sollte es nur bei sehr lauten Schallereignissen verwendet werden. Generell sollte man als Kunde also eher vorsichtig sein, wenn Mikrofonhersteller einen hohen Grenzschalldruckpegel bewerben. Nicht zu vergessen ist auch, dass selbst der Schall selber bei solch hohen Schalldrücken bereits stark verzerrt ist.
Sollte ein Schallereignis sehr laut sein, kann es neben dem Mikrofon selbst auch an dem Eingang, an den das Mikrofon angeschlossen wird (z.B. am Preamp oder Mischpult), zu Übersteuerungen kommen, die oft fälschlicherweise dem Mikrofon angelastet werden. Hierbei empfiehlt es sich, eine Reduktion des Pegels mittels einer sogenannten „Pad-Schaltung“ zu erzeugen. Idealerweise befindet sich diese Schaltung nahe an oder in dem genannten Eingangsgerät. Dadurch wird der Anteil der Störungen, die in das Mikrofonkabel induziert werden, in Bezug auf das Nutzsignal verringert.